Freitag, 14. November 2014

[Rezension] Abgeschnitten

"Wann haben Sie das letzte Mal eine Leiche geöffnet?"

Fitzek und Tsokos: Abgeschnitten - Thriller | Knaur Verlag | Oktober 2013 | 393 Seiten | 9,99 €


Die Buchstaben auf dem Zettel, den er eben aus dem Kopf der Leiche extrahiert hatte, setzten sich zu einem Vornamen zusammen: Hannah. Der Vorname seiner siebzehnjährigen Tochter.

Rechtsmediziner Paul Herzfeld, Spezialist für Gewaltverbrechen, findet im Kopf einer monströs zugerichteten Leiche die Telefonnummer seiner Tochter. Hannah wurde verschleppt - und für Herzfeld beginnt eine perverse Schnitzeljagd. Denn der psychopathische Entführer hat eine weitere Leiche auf Helgoland mit Hinweisen präpariert. Herzfeld hat jedoch keine Chance, an die Informationen zu kommen und den Wettlauf gegen die Zeit zu gewinnen: Die Hochseeinsel ist durch einen Orkan vom Festland abgeschnitten, die Bevölkerung bereits evakuiert. Unter den wenigen Menschen, die geblieben sind, ist die Comiczeichnerin Linda, die den Toten am Strand gefunden hat. Verzweifelt versucht Herzfeld sie zu überreden, die Obduktion nach seinen telefonischen Anweisungen durchzuführen. Doch Linda hat noch nie ein Skalpell berührt. Geschweige denn einen Menschen seziert. Als sie sich jedoch dennoch in die verlassene Pathologie der Inselklinik wagt, erkennt sie sehr schnell, dass das Leben des entführten Mädchens nicht das einzige ist, das auf dem Spiel steht ...


Ich finde es genau passend. Minimalistisch und trotzdem vielsagend. 
Vor allem ist der Einband vorn und auch hinten ausklappbar. Dort erfährt man zum einen Genaueres über die beiden Autoren und wird zum anderen sogar ein wenig über die verschiedensten Sektionsinstrumente der Rechtsmedizin unterrichtet. 


Wow - was soll ich sagen? Eine so turbulente und rasante Geschichte habe ich schon lange nicht mehr gelesen! Nicht nur, dass sich der Hauptteil der Story an nur einem einzigen Tag abspielt, sondern auch die Anzahl der Charaktere und die verworrene Zusammenstellung sorgen dafür, dass immer wieder neue Details ans Tageslicht kommen. "Abgeschnitten" ist ein Thriller, der seinem Namen alle Ehre macht. Ganze 8 Leichen musste ich zählen, die sich über das gesamte Buch verteilen und deren Todesursachen mehr oder weniger detailliert beschrieben werden - und die sind nichts für schwache Nerven. 

Um die gesamte Geschichte verständlich zu unterteilen, switcht man während des Lesens immer wieder zwischen den verschiedenen Handlungsorten hin und her. Erfährt man zunächst einmal mehr über den Protagonisten Professor Herzfeld, der beim BKA in Berlin arbeitet, so ist man in einem der kommenden Kapitel schon wieder auf Helgoland und begleitet Linda, die Comiczeichnerin, die sich vor ihrem brutalen Exfreund dort versteckt hält. Ab und zu bekommen wir dann allerdings auch noch schreckliche Einblicke in die Hölle, in der sich das entführte Mädchen befindet - mit allen Einzelheiten und abartigen Details. Zusammen mit Paul Herzfeld befindet man sich jedoch hauptsächlich im Wettlauf gegen die Zeit. Eine grausame Schnitzeljagd. Unterwegs, um seine Tochter aus den Fängen des Entführers lebend zu befreien. 

Um dabei so authentisch wie nur möglich zu bleiben, hat sich Fitzek hier Michael Tsokos mit ins Boot geholt - der bekannteste deutsche Rechtsmediziner und Experte im In - und Ausland. Beide vereinen mit diesem Thriller verschiedene Fälle und private Konflikte, die am Ende auf Helgoland zusammentreffen. Vor allem aber auch moralische Fragen werden hier angesprochen und sind ausschlaggebend für all die daraus resultierenden Taten. 

Sollte man, wenn man die Möglichkeit dazu hat, Beweise fälschen, damit ein Sexualstraftäter eine höhere und damit verdientere Strafe erhält, als ein Steuerhinterzieher? - Die Antwort auf diese Frage ist für Paul Herzfeld ein Denkzettel, den er so schnell wohl nicht vergessen wird.

Hier geht's zur Leseprobe.


Natürlich war das Buch bis zur letzten Seite einfach super spannend und ich habe wirklich mitgefiebert, wollte den Täter schnappen und erfahren, wie um Gottes Willen das alles zusammenhängen kann. Es ist einfach fantastisch, zu erleben, welche Gedankengänge dazu nötig sind, um solch grausame Verbrechen aufklären zu können und ich würde dieses Buch auch jedem empfehlen, der schockierende Spannung liebt. Mir waren die Details vielleicht an der einen oder anderen Stelle jedoch etwas zu ausgeprägt beschrieben worden und ließen mich ungläubig den Kopf schütteln. Und leider muss ich auch sagen, dass ich einfach kein großer Fan von Thriller bin und es mir daher auch etwas zu schwer fiel, das Buch in die Hand zu nehmen, um es zu beenden.

Es ist weltklasse - keine Frage. Aber ich bin und bleibe ein Fantasy-Mädchen. Darum gibt es von mir heute sehr gute 4 von 5 Herzen.


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