Montag, 7. September 2015

[Rezension] Selection Band I

"35 Mädchen. Eine Krone. Die Chance ihres Lebens." 

Kiera Cass: Selection | Jugendroman | Fischer Kinder- und Jugendtaschenbuch | 4. Auflage | Januar 2015 | 368 Seiten | Taschenbuch | 9,99 €

35 perfekte Mädchen - und eine von ihnen wird erwählt. Sie wird Maxon heiraten, den Thronfolger des Königreiches Illeá. Für die hübsche America Singer ist das die Chance, aus einer niedrigen Kaste in die oberste Schicht der Gesellschaft aufzusteigen und damit ihre Familie aus der Armut zu befreien. Doch zu welchem Preis? Will sie vor den Augen des ganzen Landes mit den anderen Mädchen um die Gunst eines Prinzen konkurrieren, obwohl ihr Herz noch immer für Aspen, ihre heimliche große Liebe schlägt? 


Das Cover ist einfach wunderschön! Und vor allem fiel es mir in sämtlichen Buchhandlungen immer sofort auf! Im Prinzip bekommt man durch das Cover einen kurzen Einblick in das Leben von America - eine Momentaufnahme. Man kann sich die hübsche America genau so vorstellen, wie sie hier abgebildet ist. Denn prächtige und vor allem blaufarbene Kleider werden für sie im Palast eine wichtige Rolle spielen - sie werden sie von einer einfachen Fünf in eine Lady verwandeln. 

Die ersten beiden Sätze:
"Meine Mutter war völlig ekstatisch, als wir den Brief bekamen. Für sie hatten sich damit all unsere Probleme auf einen Schlag gelöst."


Ich hatte schon lange kein Buch mehr in der Hand, das mich so mitgerissen hat. Ich habe mich ständig dabei ertappt, wie ich während des Lesens immer mehr lächeln musste und gar nicht damit aufhören konnte. Dieses Buch ist so toll geschrieben, dass es eine regelrechte Genugtuung für die Seele ist, es mit einer derartigen Leichtigkeit einfach in sich aufzusaugen. Aber erst einmal von vorn...

Der Roman ist ein modernes Märchen, denn er spielt in der Zukunft nach dem vierten Weltkrieg (was sich hoffentlich niemals ereignen wird) - Computer gibt es nur noch selten. Handys haben nur die Menschen der obersten Kasten und Feiertage wie Halloween oder Thanksgiving wurden komplett gestrichen. Auch Geschichtsbücher fehlen und sind für das Volk nicht erlaubt. Die schöne America lebt mit ihren Eltern und mit ihren beiden jüngeren Geschwistern zusammen in einer Provinz in Illeá. Hier wurde die Bevölkerung in Kasten eingeteilt, wobei die unteren Kasten schwer arbeiten müssen, um sich ihr Überleben sichern zu können. America und ihre Familie gehören zur Kaste 5 und müssen sich als Künstler ihr Geld verdienen - America ist leidenschaftliche Sängerin und tritt zusammen mit ihrer Mutter so oft es nur geht auf Festen auf. Wie schön wäre es, wenn ihre kleine Schwester May endlich einmal ein richtiges Weihnachtsfest erleben könnte! Doch dafür reicht das Geld hinten und vorn nicht. Ein Brief aus dem Palast könnte jedoch die Rettung sein - Thronfolger Maxon möchte heiraten und sucht, wie es für Prinzen aus Illeá üblich ist, seine Auserwählte aus dem Volk. Dieses Casting könnte für alle Mädchen eine riesige Chance sein - sie könnten im Kastensystem aufsteigen, ihre Familien werden über die Dauer des Castings finanziell unterstützt, sie würden während der Auswahl im Luxus leben und lernen die Königsfamilie ganz privat kennen. Im besten Fall erhält eine von ihnen die Krone und findet in Prinz Maxon womöglich die große Liebe. 

America ist hin- und hergerissen - sie möchte ihrer Familie gern helfen. Doch würde sie sie nicht schrecklich vermissen. Und ist der Prinz nicht eigentlich total oberflächlich? Sie könnte ihn doch gar nicht lieben. Aber mit großer Wahrscheinlichkeit würde sie doch eh nicht ausgewählt werden. Sollte sie es dann nicht einfach versuchen? Ihrer Mutter zuliebe? Aber was ist mit Aspen? Eigentlich gehört ihr Herz doch seit 2 Jahren ihm! Jedoch ist er eine 6 und diese Liebe damit viel zu kompliziert und vor allem verboten. Als er sie dann noch zum Mitmachen überreden will, ihr nicht im Wege stehen will und ihrer Liebe am Ende keine Chance mehr gibt, fällt America die Entscheidung nicht schwer...

Wer sich in der heutigen Medienwelt auskennt, dem wird aufgefallen sein, dass die Idee nicht wirklich neu ist. Jedes Jahr aufs Neue müssen wir uns mit den verschiedensten kuriosen Fernsehserien herumplagen - darunter auch: der Bachelor. Gleiches Thema - andere Umsetzung in einer ganz anderen Zeit. Ja auch beim Bachelor wohnen viele verschiedene Mädchen gemeinsam in einer Villa und werden nach und nach von ihrem "Prinzen" nach Hause geschickt. Jede von ihnen buhlt um den Mann ihrer .. naja .. Träume? ... Zumindest möchte jede von ihnen als Siegerin hervorgehen und damit die Krone für sich beanspruchen. Jede kämpf mit ihren eigenen Mitteln - ob fair oder eben nicht. Doch diese ganz spezielle Freundschaft zwischen Maxon und America, die das ganze so verboten macht und einen zum schwärmen bringt, ist neu. Und das ist auch gut so!


Die Reihe:
Bisher gibt es von den Taschenbüchern leider nur die ersten beiden Bände. Mich ärgert es, dass ich nicht vorher darauf geachtet habe - nun muss ich wohl bald sehnsüchtig auf den dritten Teil warten. 

   




Natürlich ist vieles vorhersehbar. Und natürlich denkt man sich hier und da, dass einige Situationen vielleicht totaler Quatsch sind - wie einfach ist es denn für Rebellen, mehrmals einen Palast zu stürmen? Wie kann sowas sein? Meiner Meinung nach kommen auch die Beschreibungen der Umgebung und der Personen etwas zu kurz. Doch allein aus den Gesprächen heraus hat man dennoch das Gefühl, direkt im Palast neben ihnen zu stehen und jeden einzelnen nach und nach immer besser kennenzulernen. Man ist während des Lesens hauptsächlich nur auf die verworrenen Gefühle fokussiert, die auf America einstürzen, die ihr Entscheidungen abverlangen und sie ihr gleichzeitig schwer machen. Freundschaften, geheime Botschaften, Liebe, Küsse, Prunk und Krieg bilden einen Kontrast, der das ganze von allein spannend macht, auch ohne eigentlichem Spannungsbogen. Die Geschichte allein nimmt einen mit sich und erinnert einen an die eigenen Erfahrungen mit der Liebe.

Allerdings erinnert mich die Idee mit den Kamerateams und auch die Einteilung des Volkes in Kasten wiederum stark an "Die Tribute von Panem". Der Moderator Gravil Fadaye ist hier unser neuer Ceasar Flickerman, die Kasten der Provinzen von Illeá sind ähnlich der Distrikte in Panem und die Figur unsere altbekannte Effi finden wir nun in Silvia wieder, die ständig mit ihrem Klemmbrett bewaffnet für Ordnung bei den Mädchen sorgt. Es ist unmöglich, während des Lesens keine Vergleiche anzustellen. 

Ich gebe für diesen wundervollen Roman dennoch 4 rote Herzchen und bin so gespannt wie sich die Reihe noch entwickeln wird. Band II habe ich bereits angefangen und werde es höchstwahrscheinlich genau so schnell verschlingen wie Band I. 




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